Seit gestern bin ich offiziell stolze Besitzerin einer Canon 30d. Es war Liebe auf den ersten Blick!
Aber von vorne, ich erzähle lieber von Anfang an:
Vor in etwa 2 Jahren, bot mir mein damaliger Freund (Gott hab ihn selig!) an mir eine Kamera zu kaufen. Ich hätte es wissen sollen, da er eigentlich nie Geschenke machte und ich sollte es später noch bitter bereuen, aber dazu ein andernmal.
Er sagte mir damals dass er einen Fotografen kenne der nebenbei beim Saturn arbeite und der ihm einen Freundschaftspreis für eine Profikamera gemacht hatte. Ich wäre dumm wenn ich mir das entgehen lasse und ich müsste ihm nur ein bisschen was (250 €) dazuzahlen dann würde er sie mir schenken (Ja, die Logik ist mir bis heute noch nicht ganz klar). Also trottete ich hinter meinem damaligen Freund (Gott hab ihn selig!) zum Saturn und sah mir den - angeblichen - Freundschaftspreis an. Das war nichts anderes als eine Aktion von Saturn (natürlich).
Eine Olympus e-450 die mich mit diesem kameraeigenen Teufelsgrinsen angrinste, dass die nur draufhaben, wenn du gerade dabei bist, den Fehlkauf deines Lebens zu machen. Beim Heimtragen (mit 2. Objektiv auch gleich noch) schnurrte sie noch brav (ich hatte keine Sekunde daran gedacht, sie im Geschäft mal auszuprobieren, aber das hätte ja sowieso nichts gebracht, die Biester sind immer freundlich solange man sie danach mit nach Hause nimmt. Zu Hause also packte ich meine neue Errungenschaft aus, die mich sogleich böse anknurrte. Ich ignorierte das und wie bei einem Tier sollte es fatale Folgen haben. Ich schaffte kaum ein einziges Bild, da meine Kamera - die Kratzbürste schlechthin - den Blitz ausfuhr, und wie wild 1 Minute herumblitzte, dass jeder der davor gestanden wäre sofort erblindet wäre. Kein Problem dachte ich mir, liest du dir eben das Handbuch durch. Das erste war auch kroatisch, das zweite auf Englisch und das Dritte zwar auf Deutsch aber trotzdem so geschrieben das es für einen Anfänger nicht zu lesen war. Aber optimistisch wie ich war, dachte ich mir nichts dabei, ignorierte den Blitz und ging des abends gleich mal für einen befreundeten Gastronomen die Nachtschwärmer in Linz fotografieren. 10 Mintuen später drohte mir der erste Stammgast des Lokals mit Mord wenn ich nicht sofort mit dem "Blitzdings" weggehen würde und ich zog mit nicht einmal 60 Bildern wieder ab auf denen die Menschen entweder die Augen geschlossen hatten oder nicht direkt in die Kamera sehen konnten. Nach diesem ersten schlimmen Tag haben ich und diese Kamera (ich nenne sie nicht meine weil sie das hasst) einen Pakt geschlossen. Sie bleibt in ihrer Kiste und darf mich anknurren soviel sie will. Ich ignoriere sie dafür einfach. Und so haben wir dann die weiteren 2 Jahre verbracht in denen sie als Notlösung fungierte wenn ich dringend ein Bild von irgendetwas brauchte was Gott sei Dank nicht oft der Fall ist. Am Boden zerstört und zutiefst betrübt, griff ich sehr lange keine einzige Spiegelreflexkamera mehr an, ausser wenn jemand mich mal kurz brauchte, um das Ungetüm zu halten.
Und dann kam der eine schicksalshafte Tag, an dem mir mein Stiefvater seine Kamera zeigte.
Ein wahres Ungetüm von einer Spiegelreflexkamera, eine wahre Koryphäe ihres Fachs. Nachdem mein Stiefvater sie mir in die Hand gedrückt hatte (mit dem Satz "du fotografierst doch auch gerne, schau mal was ich da tolles habe") und mir erklärte, wieviel sie gekostet hatte - und ich grün im Gesicht anlief und mir den Gurt über den Hals hängte um mich nicht selbst in den Privatkonkurs zu treiben - fing sie an zu schnurren. Kein teuflisches Grinsen keine Knurrerei, keine Beisserei. Sie war komplett zahm und ließ sich ohne weiteres Kraulen. Ich war natürlich angetan von soviel Nächstenliebe und auf den darauffolgenden Familientreffen, drückte mir mein Stiefvater immer wieder seine Kamera in die Hand, da ich - wie ein kleines Kind an Weihnachten - komplett glücklich ein Foto nach dem anderen schoss.
Es gab kein böses Blitzen, keine Erblindungserscheinungen meiner Familie und vor allem, die Bilder sahen toll aus. Ich rechnete fast damit, dass ein kleiner Dämon irgendwann ein Türchen an der Kamera öffnet und sagt: "Setz dich hin, trink einen Kaffee ich mach das schon!"
Nach etlichen Familienfeiernfotos und einer extrem zufriedenen Fotografin, sagte mir mein Vater vor kurzem, dass er sich eine neue Kamera zulegen würde und seine alte verkaufen wolle. Ich war am Boden zerstört, denn dieses Spiegelreflexungetüm konnte ich mir doch niemals leisten. Ich sagte trotzdem hoffnungsvoll zu meinem Stiefvater, dass er sich bei mir melden solle wenn es soweit war, ich würde schon überlegen (ob diese Kamera meinen Privatkonkurs rechtfertigen könnte).
Mein Stiefvater teilte mir sogleich mit, dass das wohl ziemlich teuer werden würde, aber ich war einfach nicht bereit mich von diesem Prachtstück zu trennen, dass sich nach etlichen Fotosessions immer noch brav bedienen ließ, als würde ich mich tatsächlich bei dem auskennen was ich da tat.
Einige Wochen später, rief mich mein Stiefvater an, dass er jetzt seine Kamera verkaufen würde und sein Neffe schon gefragt hätte ob er sie haben könne, er überlegte aber selber noch, da in seiner Familie Nikon weiter verbreitet war und das Objektivtauschen wohl bei denen so verbreitet war wie Pokemonkartentausch.
Ich war überrascht das mein sündhaftteures Schätzchen nur noch einen Wert von knapp 750 € hatte und versprach meinem Stiefvater sie ihm sofort abzukaufen, sollte sein Neffe sie doch nicht wollen.
Einen Tag später rief er mich an und teilte mir mit, das ich sie haben könnte und ich griff zu. Für 600 € Familienpreis gehört nun dieser kleine Schatz mir den ich um nichts in der Welt noch einmal hergeben würde.
Gestern durfte ich sie mir abholen und ich habe sogar meine alte Kamera dazu mitgenommen, die mich sofort wieder anknurrte als ich sie (in ihrer Kiste) vorsichtig aus dem Kasten hob in dem ich sie verstaut hatte. Sie bekommt jetzt nämlich ein neues zu Hause - weit weg von mir hoffentlich. Mein Stiefvater lässt sie jetzt von einem Freund schätzen und dann werde ich sie so schnell wie nur irgend möglich verkaufen. Und wenn ich nur 50 € für sie bekomme ist mir das auch egal hauptsache ich muss sie nie wieder sehen.
Morgen haben wir unseren ersten Auftritt vor fremdem Publikum - ich fotografiere auf unserem Betriebsauflug, mal sehen wie sie sich macht. Ich freue mich jetzt schon auf jedes einzelne Schooting das ich mit ihr haben werde.
Seit gestern abend liegt nun also meine Errungenschaft (ich habe beschlossen sie Theodora zu nennen) in ihrem Regal, in einer weichen Tasche und schnurrt beruhigend vor sich hin, während ich glücklich mit einem Lächeln einschlafe.
Happy End
PS: nächstes Mal gibt es vielleicht schon die nächste Episode von
Ich & Theobaldine - zwei Freunde mit Blitz!